In diesem Hörbeispiel stelle ich Ihnen ein Klavier des deutschen Klavierbauers Sauter (Spaichingen) vor. Es ist ein 1993 gebautes Modell Ragazza. Es handelt sich um eine Sonderausgabe mit begrenzter Stückzahl. Es gibt nur 200 Kopien. Unser Klavier trägt die Nummer 19. Dieses Konzept nennt man Limited Edition. Das ist schon eine genau genommen fortschrittliche Form des Klaviermarketings, denn es wird ein Mehrwert durch (eine künstliche) Knappheit erzeugt.
Limited Edition ist einen Vergleich wert mit der aktuellen Situation des deutschen Klavierbaus. Die letzten Jahre ist zu beobachten, dass sich immer mehr Klavierproduzenten um Käufer bemühen. Im Januar 2016 fand Schimmel (Braunschweig) mit dem größten Klavierbauer Chinas seinen Käufer. Der externe Beobachter bekommt den Eindruck vermittelt, als würden morgen in Europa und den USA alle Pianohäuser zugesperrt und das Klavierspiel per Gesetz verboten. Denn entweder
Interessanterweise spielt es hier offensichtlich schon noch eine Rolle, von wem man gekauft wird. Der koreanische Konzern Samick wollte z.B. Steinway kaufen. Doch zum Glück kam den Koreanern der Hedgefondsmanager Paulsen mit einem besseren Angebot zuvor. Bechstein hatte auch bereits mit Samick intensiv geflirtet, dann aber in den eigenen Reihen einen Immobilienerben entdeckt, von dem man sich viel lieber kaufen ließ. Es scheint also Käufer erster und zweiter Wahl zu geben - solange man noch eine Wahl zu haben glaubt.
Schon seit vielen Jahren verfolgt Sauter eine andere Marschrichtung. Ulrich Sauter, Präsident der Organisation Bund Deutscher Klavierbauer, forderte von seinen Kollegen Moral. Er ging nicht wie alle anderen den Weg von Zweit- und Drittmarken. Er produzierte keine Billigklaviere in Asien. Stattdessen blieb er bodenständig und ehrlich. Dabei musste er selbst wie alle anderen Klavierbauer einen Umsatzrückgang von 70 Prozent verzeichnen. Wenn Sie also in Zukunft nach einer Marke suchen, die das Siegel Made in Germany trägt, dann empfehle ich Ihnen die Marke Sauter. Denn der schwäbische Klavierhersteller produziert nicht nur in Deutschland wie aktuell Steinberg, Seiler, Grotrian und Schimmel, sondern ist auch noch zu 100 Prozent in deutschem Besitz - und zwar im Gegensatz zu Bechstein im eigenen Besitz. Zu diesen Raritäten gehören außer Sauter noch Steingraeber (Bayreuth, Jahresproduktion unter 100 Pianos), Pfeiffer (Leonberg, Jahresproduktion um die 100 Pianos), August Förster (Leipzig, Jahresproduktion um die 100 Pianos) und Blüthner (Leipzig). Versucht man dieses Phänomen zu erklären, so kommt einem der Gedanke, ob Klavierbau in Deutschland auch eine Limited Edition ist, die aktuell zu Ende geht. Im Gegensatz zu den Klavierspielern scheint die Klavierindustrie diesem Glauben zu folgen. Anders ist es nicht zu erklären, dass kaum einer um sein Erbe und die eigene Kultur kämpft.
Klaviere von Sauter überzeugen mit einem guten Klang. So auch das Instrument aus unserem Hörbeispiel. Das Bemühen um Qualität kann z.B. an der so genannten Bassbrücke erkennen. An der Mechanik findet man keinen offensichtlichen Hinweis auf den Urheber. Es könnte sowohl eine eigene Mechanik also auch einen Renner-Mechanik sein. In jedem Fall sind die Filze auf den Klavierhämmern von hörbar guter Qualität.
Bei der Aufnahme der Verstimmung fällt auf, dass das Pedal nicht ganz abhebt. Das korrigiere ich nach dem ersten Probespiel und wiederhole es gleich noch einmal. Die Kundin ist begeistert, welches Volumen das Piano auf einmal entwickelt. Das Instrument wurde länger nicht gespielt und daher auch nicht gestimmt. Das ist für viele Klaviere ein Normalfall. Die Klaverstimmerei Praeludio® hat dazu das passende Angebot, nämlich das Höherstimmen innerhalb eines Termins zum Festpreis. Die Spielpause erkennt man an den Pedalen: Sie sind alle 3 gleichermaßen unbenutzt:
Verstimmung 423 HertzDas Klavier befand sich anfangs auf 423 Hertz. Es wurde auf Wunsch des Kunden auf 440 Hertz höher gestimmt. Was Sie nun hören, ist ein neues Klavier. Dieser Eindruck wird vor allem deutlich, wenn Sie Sequenz für Sequenz der beiden Aufnahmen miteinander vergleichen.
Eine Bemerkung am Rande zum Klavierstuhl. Genau genommen ist es eine Klavierbank. Sie scheint im Paket zu dem Modell Ragazza gewesen zu sein. Der Bezug ist aus hochwertigem Leder. Dessen Sitzkomfort hat mich positiv überrascht. Qualität ist leider auch bei der Sitzgelegenheit eine seltene Erfahrung. Zu wenig Klavierspieler achten noch darauf, rund um ihr Klavierspiel eine Pianosphähre zu erzeugen, in der sie sich wohl fühlen. Klavier spielen alleine genügt nicht. Die Selbstharmonisierung am Piano braucht einen passenden Rahmen. Werden Sie zu Ihrem eigenen Ambitekten!
Endstimmung 440 Hertz