Sie finden auf dieser Seite die Hörbeispiele eines 112 cm hohen Klaviers der Marke Hohner vor und nach dem Stimmen.
Hm. Hohner? Moment mal. Klavier? Hat Hohner nicht Mundharmonikas und Ziehharmonikas produziert? Tatsächlich findet sich dieser Hinweis auf das ursprüngliche Geschäftsmodell auch im Logo, das an zentraler Stelle auf der Gussplatte angebracht ist.
Direkt unter dem Logo steht die Seriennummer: 2.151.652. Unglaublich! Hat Hohner also auch noch so viele Klaviere hergestellt? Nein. Nicht wirklich. Hohner hat selbst überhaupt keine Klaviere gebaut, sondern bauen lassen. Die Musikinstrumentenhersteller aus Trossingen hat nicht einmal einen Hauch der Pianos verkauft, die diese im Klavierbau außergewöhnlich hohe Seriennummer suggeriert. Man hat einfach die Seriennummern des Herstellers übernommen! Das Geschäftsmodell ist heute längst bekannt: Man sucht sich einen Billighersteller in Asien, in diesem Fall Young-Chang aus Korea, beauftragt den mit der Arbeit und sonnt sich im Ruhm. Eine tolle Idee. Doch wie wir heute wissen, war es genau dieser Fehltritt des Managements, der den Abwärtstrend einleitete. Hohner hat sich 2014 selbst an ein Unternehmen aus China verkauft. Dieses Negativbeispiel konnte jedoch nahezu die gesamte Klavierindustrie in Deutschland nicht davon abhalten, dieses simple Marketingmuster zu wiederholen. Sie fragen: Inwiefern war die Produktion unter preisgünstigeren Bedingungen ein Fehltritt? Praeludio antwortet: Da den Käufern über den deutschen Namen des Klavier vermittelt wird, dass es sich um eine Produkt Made in Germany handeln soll. Insofern sind es im Klavierbau schlicht der Name und damit verbunden das scheinbare Herkunftsland, das beim Kunden den Eindruck erweckt, er würde hier einen Mehrwert erstehen. Das heißt, mit derartigen Produkten werden Kunden getäuscht, die bereit sind, den Standort Deutschland über den damit verbundenen höheren Preis zu erhalten. Der Mehrwert an dem Geschäft wird vom Händler und dem Schein-Hersteller abgeschöpft. Der Standort Deutschland interessiert vor allem den Hersteller überhaupt nicht, wie letztlich der Selbstkauf Hohners 2014 an ein chinesisches Unternehmen beweist.
Dabei hatte Hohner in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit dem Musiker und Ingenieur Ernst Zacharias aus Sicht des Marketings eine regelrechte Trumpfkarte in seinen Reihen. Denn Zacharias erfand höchst interessante elektronische Varianten des herkömmlichen Klaviers. Doch ein Mann macht natürlich nicht wirklich das gesamte Marketing aus. Und so sind diese innovativen Instrumente wie das Clavinet und Pianet in Deutschland kaum bekannt. Wir haben davon erst über den Umweg aus USA erfahren, als nämlich der Soul-Star Stevie Wonder Hohners Clavinet in seinem Song Superstition einsetze!
Unser Piano von Hohner, Modell 112, wurde zuletzt vor 10 Jahren gestimmt. Woher ich das weiß? Nun, viele Klavierstimmer haben die Eigenart, auf den Tasten das Datum der letzten Stimmung zu notieren. Und dort findet man das Datum vom 09.11.2006.
Das Klavier befindet sich vor dem Stimmen auf der Tonhöhe von 428 Hertz. Ob es auf den niedrigeren Kammerton so gleichmäßig abgesunken ist, ist eher unwahrscheinlich. Zu vermuten ist, dass der letzte Stimmung des Klavier einfach auf der vorhandenen Tonhöhe gelassen hat, ohne die Klavierspieler darüber zu informieren. Der Grund dafür liegt einfach in der Tatsache, dass die im lokalen und regionalen Klavierservice tätigen Stimmer nicht die Technik beherrschen, ein Piano in einem Termin in der Tonhöhe verändern und sich sauber stimmen zu können. Daher spricht man am besten gar nicht erst darüber mit dem Kunden. Grundsätzlich besteht kein Problem, wenn ein Klavier auf einen tieferen Kammerton gestimmt ist. Nur in dem Fall, in dem man man anderen Instrumenten zusammen oder z.B. zu einer CD spielen möchte, braucht man einen übereinstimmenden Kammerton.
Verstimmung 428 HertzIn Rücksprache mit dem Kunden wurde das Klavier von der Klavierstimmerei Praeludio© zum Festpreis in einem Termin von 428 auf 440 Hertz höher gestimmt. Hören Sie selbst und vergleichen Sie. Wie wirken die Aufnahmen vor und nach dem Stimmen auf Sie?
Endstimmung 440 Hertz