Das Klavier hat einen besonderen Klang. Er entsteht, indem mit Filzplatten überzogene Hämmerchen gegen Saiten schlagen, die über einen Klangkörper aus Holz gespannt sind. Da die Filzplatten im Vergleich zu einem Plektrum mit einer größeren Fläche auf die Saiten treffen, entsteht ein so genanntes grundtöniges Klangmuster. Diese Erfindung der befilzten Klavierhämmer von Henri Pape war 1826 ein wesentlicher Meilenstein in der 300 jährigen Geschichte des Klavierbaus. Die Einordnung dieses Klangs als Wohlklang hat sich etabliert, da wir uns bei dem so modulierten Klang wunderbar entspannen können. Ent-Spannung fördert unser Wohl-Befinden. Daher handelt es sich tatsächlich um einen Wohl-Klang.
Aber auch im modernen Klavierbau hat die Gewinnoptimierung durch den Abbau von Qualität deutliche Spuren hinterlassen. Dies zeigt sich unter anderem an den mittlerweile maschinell gepressten Hammerfilzen. Da die Grundspannung der so hergestellten Filzplatten geringer als bei den ursprünglich gewalkten Filzen ist, erhöht man die Spannung der Hammerfilze nachträglich, indem man sie mit einer klebrigen Flüssigkeit tränkt. Wenn die Flüssigkeit trocknet, wird der Filz hart. Das heißt zum einen, dass der Filz ein wesentliches Qualitätsmerkmal verliert, nämlich seine Elastizität. Zum anderen bedeutet das in der Konsequenz, dass der Ton grell und lauter wird. Diesem neuen Klangmuster verschließen sich unsere Ohren, da die ersehnte Entspannung durch das aggressivere Klangschema verhindert wird. Das ist tatsächlich ein guter Grund, warum immer weniger der neuen Klaviere mit dem von der Klavierindustrie so genannten brillanten Klang gekauft werden. Dabei kann der Klavierservice zumindest teilweise Abhilfe schaffen, indem er die Hammerfilze so bearbeitet, dass der Klang wieder für unser Ohr angenehm moduliert wird. Zu diesem Thema der Klangverbesserung als eine wesentliche Mehr-Wert-Leistung des Klavierservice finden Sie nachfolgend drei Hörbeispiele.
Modulation des Klavierklangs, damit die #Selbstharmonisierung am #Piano wieder gelingt! http://t.co/yOos5SJzGs pic.twitter.com/r3R8MmjGnt
— Matthias Meiners (@Praeludio) 1. Januar 2015
Sie hören ein verstimmtes Klavier mit dem schönen Namen Concorde, das von dem koreanischen Klavierhersteller Young-Chang gebaut wurde. Es ist nicht nur verstimmt, sondern hat darüber hinaus den für moderne Klaviere typischen grellen und scharf wirkenden Klang. Um die Wirkung der auf diesem Instrument gespielten Musik zu verbessern, besteht die Serviceleistung zum einen in der jährlichen Klavierstimmung. Über die Basisleistung hinausgehend ist das Angebot, den Klang so bearbeiten, dass man sich wie erwünscht beim Klavierspiel aufgrund des grundtönigen Klangmusters entspannen kann.
Im ersten Schritt wird das Klavier gestimmt. So vermeidet man, dass man Elemente, die von der Verstimmung verursacht werden, durch das Bearbeiten der Hammerfilze zu beseitigen versucht. Erst nach der Stimmung wird der Klang bearbeitet. Daher hören Sie in diesem Zwischenschritt zwar ein gestimmtes aber noch nicht wohl klingendes Klavier.
Im letzten Schritt wird der Klang bearbeitet. Das kann je nach Zustand des Klaviers mehr oder weniger umfangreich sein. Je nach Alter des Pianos und der Intensität der Nutzung kann man den Hammerfilzen die Abnutzung sogar ansehen. Das Profil der sich beim Anschlagen der Saiten eindrückenden Saiten wird im Lauf der Zeit immer tiefer und der Hammer verliert darüber hinaus die Rundung an der Spitze und wird flach. Sind die Hämmer bereits verformt, müssen sie durch Bearbeiten mit feinen Feilen wieder korrigiert oder gar durch neue Hämmer ersetzt werden. Sie hören das Beispiel des nun gestimmten Klaviers mit einem im Vergleich zu den vorhergehenden Hörbeispielen modulierten Klang, der vom Ohr freundlich da entspannt aufgenommen wird. Bei diesem grundtönigen Klangmuster kann die Selbstharmonisierung am Piano funktionieren.